Aleksander Berentsen, Professor für Wirtschaftstheorie an der Universität Basel und Berater der Nationalbank behauptete am 5. Februar an einer Tagung vor Finanzexperten die Vollgeld-Initiative bringe ein «Verbot des Buchgeldes»
Etwas ganz Ähnliches behauptete «economie suisse» in ihrer Einladung zu einem Parlamentriertreffen über die Vollgeld-Initiative vom 11. September: «Die heute für fast alle Zahlungen verwendeten Sichteinlagen würden verboten».
Dies ist eine typische Falschinformation, um dem Stimmvolk Angst einzujagen. Das Buchgeld wird mit der Vollgeld-Initiative selbstverständlich nicht verboten, sondern im Gegenteil zum gesetzlichen Zahlungsmittel erhoben. Was verboten wird, ist die Herstellung von Buchgeld durch die privaten Banken. Über die Argumentation von Aleksander Berentsen kann man nur den Kopf schütteln. Die Nationalbank wäre gut beraten, das Beratungsmandat per sofort aufzulösen, um das Restvertrauen nicht zu verspielen.
Dass sich «economie suisse» gegenüber Parlamentariern unwidersprochen derart krasse Unwahrheiten leisten kann, wirft ein scharfes Licht auf die Qualität der Debatte und das Wissen und die Ehrlichkeit ihrer Telnehmer.
In einem Grundsatzreferat zur Geldschöpfung vom 16. Januar in Zürich beschränkte sich Nationalbankpräsident Thomas Jordan auf einen einzigen Satz zur Mindestreserve: «[Die Banken müssen] die Vorschriften im Nationalbankgesetz über die Mindestreserven erfüllen, also ausreichend Reserven in Form von Noten oder eben Sichtguthaben bei der SNB halten.» (Quelle)
Die Mindestreserve beträgt in der Schweiz 2,5 Prozent. Je nach Kreditkategorie brauchen die Banken noch etwas Eigenkapital, das allerdings oft nicht liquide ist. Wenn die Besitzer der Giroguthaben ihren Anspruch auf Umwandlung in gesetzliches Zahlungsmittel geltend machen wollen, können die Banken nur einen minimalen Teil der Ansprüche sofort befriedigen. Die Mindestreserven sind nur so lange «ausreichend» als die Sparer ihre Guthaben auf der Bank lassen, ihr also Kredit geben.
Die Mindestreserven für normale Kreditnehmer der Banken liegen viel höher. Bei Hypotheken, der sichersten Kreditform, brauchen sie 20 Prozent, einen Arbeitsvertrag oder ein regelmässiges Einkommen und einen Schuldschein, welcher der Bank den Zugriff auf die Immobilie ermöglicht. Banken arbeiten mit Spiessen, die im Minimum zehn mal länger sind, als die von Nicht-Banken, also von uns.